Doppelter Inhalt


Künstlerisches Schaffen und das nur dem Künstler als Erschaffendem vorbehaltene, in doppelter Weise transzendentale Kunsterlebnis: Wir hören eine Musik und sind von der Musik ergriffen! Wir komponieren eine Musik, spielen sie und sind davon ergriffen! Das ist nicht dasselbe! Der Unterschied ist das anderweitige Erlebnis in diesem doppelten Sinn! Denken wir an Bruckner: « Zum Spielen wird die Symphonie [die 9.] nicht leicht werden. Das Adagio, das d’rinnen vorkommt, soll das schönste sein, das ich geschrieben habe. Mich ergreift es immer, wenn ich es spiele », zitiert nach Göllerich /Auer IV/3, S. 446

Verhängnisvolle Anhang-Figuren!

Edaurd Hanslick als Symbol jener, die zu verfluchten Figuren der Geschichte werden! Er, der den Bruckner so sehr und so systematisch gequält hat, so dass bei ihm zu seinem "Trauma" geworden war, wird bei Nietzsche, obwohl sich die beiden (Nietzsche und Bruckner) allem Anschein nach nicht kannten, folgendermaßen verurteilt: "Auch die Kleinen wollen ein Publikum, aber sie suchen es durch unkünstlerische Mittel, etwa Presse, Hanslick usw." (Nachgelassene Fragmente, 1875, 5 [134])

Tragisches Bewusstsein

Bruckner und das nicht nur musikalisch-kompositorische sondern auch theoretische Bewusstsein der ursprünglichen affektiven Einheit von Freude und Trauer: "Die Polka [der 3. Sinfonie, des 4. Satzes] bedeutet den Humor und Frohsinn in der Welt - der Choral das Traurige, Schmerzliche in ihr", zitiert nach Renate Ulm (Hrsg.): Die Symphonien Bruckners: Entstehung, Deutung, Wirkung, p. 107

Geschlechtsübergreifend!

Die Weiblichkeit und die spezifische Geschlechtstranszendenz: Eine Frau bringt sowohl Frauen als auch Männer zur Welt, während ein Mann weder Männer noch Frauen zur Welt bringen kann!

Tragische Unterschiede

Ein großer tragisch-phänomenologischer Unterschied: Tod als Erlösung und Tod als Rettung! Der erste als der allgemeine Charakter der Befreiung hat kein objektives Korrelat, der zweite schon! Und wieder ein großer Unterschied zwischen Tod als Rettung vor einem singulären bestimmten Gegenstand und Tod als Rettung vor einem kategorialen unbestimmten Gegenstand!

Die ganze Kunst der Liebe besteht in der Kontinuität, in der Fortsetzung des zweisamen Schicksals!