Die Selbstregulierung bzw. die Unzugänglichkeit des Körpers: der Körper funktioniert von sich selbst, reguliert sich, bessert und heilt sich. Er braucht keine Hilfe, er fragt mich nicht, ob seine Funktionsweise richtig oder falsch ist und ob ich damit einverstanden bin oder nicht. Die selbstregulierende Funktionierung des Körpers gibt nicht nur den Eindruck, dass alles bei ihm so beschaffen ist, als ob er für sich seine eigene Existenz hätte, sondern auch dass er aus mir einen passiven Zuschauer macht, dessen Leben und Existenz auf ihn angewiesen ist aber sich für eine Modifikation seiner Funktionierung nicht entscheiden kann. Der Körper ist mir zugleich unmittelbar gegeben: ich fühle die Schmerzen, den Hunger und alle anderen körperlichen Geschehnisse, ist er mir aber gleichzeitig unzugänglich. Ich weiß, dass ich ein Herz habe, dass in Adern das Blut fließt, kann aber grundsätzlich außer dem Herzschlag und den Aderspuren unter meiner Haut nichts wissen. Die Unzugänglichkeit des Körpers und seine Autoregulierung verschaffen mir nicht nur ein passives Körperbewusstsein, sondern auch dazu führen, dass ich meinem Körper ein eigenes Sein zuschreibe, das mir gegenüberstehen kann und dass ich nicht "in" ihm sondern "mit" ihm lebe.
Τα παντα!
M. war auf einer Wanderung und während der Wanderung beim Anschauen der Blätter, die auf seinem Weg den Weg tapezierten, wo er plötzlich vom Wunsch ergriffen wurde, zu weinen. Überrascht von seinem eigenen unzeitlichen und unerwarteten Gefühl, hat er zu sich selbst gesagt: "Ist das nicht das Göttliche, das jetzt in mir verweilt hat. Und ist das nicht so, dass alles Göttliche, wie die Griechen wussten, schlagartig erscheint, tapantamäßig, auf einmal kommt und in einem Augenblick verschwindet"?
Das Genie von Goethe
Eine spezifische Zeitlichkeit in Faust von Goethe: der tragische Zukunftshorizont befindet sich in der (fiktiven bzw. fingierten) Vergangenheit, die fiktiv-tragische Vergangenheit beeinflusst die Zukunft, indem sie den Held zum Tod führt.
Tragische Zeitlichkeit
Das tragische Zeitbewusstsein
in der Tragödie : ein spezifisches Zeitbewusstsein von der
Unwiederholbarkeit bzw. Unnachholbarkeit der Vergangenheit und Unzugänglichkeit
der Zukunft. Alle tragischen Handlungen (außer ein Paar Außnahmen vielleicht
wie „die Perser“ von Aischylos) gehen auf die Zukunft ein und entwickeln sich
in einem Zukunftshorizont. Der Held der Tragödie geht über das Aktuelle, das
Alltägliche und das raumzeitlich Gegebene hinaus und tendiert zur Zukunft. Zur
Zukunft tendieren, die Zukunftstendenz (die bewusste oder unbewusste), ist die Grundeigenschaft
aller organischen Lebewesen, das Besondere bei dem tragischen Held ist aber die
Suche, die ihn motiviert, als ob er vom etwas in der Zukunft Liegenden aber ihm
völlig Unbekannten gerufen wäre. Das Wesen der Tragödie besteht jedoch in dem
in diesem Zukunft vorgefundenen, auf den Held wartenden unerwarteten Ereignis.
Das Plötzliche, das Unerwartete und das das Leben unverhofft und endgültig in Gefahr Bringende
stellt sich selber als etwas Unzeitliches dar, hebt aber die spezifische
Zeitlichkeit der Tragödie hervor, nicht nur weil es sich im Zukunftshorizont
des Lebens des Helden begegnen lässt, sondern dass es die Frage nach der
Vergangenheit und ihrer Unwiederholbarkeit auf einem konditionalen Modus
stellt, indem man sich als „Zuschauer“ oder „Leser“ der Tragödie fragt: wie
wäre es gewesen, wenn das nicht geschehen wäre!
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