Spiel und Zufall


Alles Spielerische ist ein zufälliges Gesamtgeschehnis im Bezug auf die uns zugehörige Realität! Ich spiele Hamlet auf der Bühne, dies bedeutet, dass ich statt X und Y als Eltern jetzt Horwendillus und Gertrude als Eltern habe. Ich kann aber ein anderes Stück spielen und dort eine neue zufällig Rolle übernehmen. Die Spielerische Rollenübernahme ist eine zufällige, ein x-beliebiger Wechsel meines Realen, das, seinerseits, darin besteht, dass ich eigentlich keine Horwendillus und Gertrude sondern X und Y als Eltern habe, dass ich nicht in Dänemark als Prinz sondern an dem und dem Ort, als das und das Kind geboren bin. Wie aber, wenn diese Realität, innerhalb deren das Spielerische zum Spielerischen wird, nicht nur „meine“ oder mir zugehörige Realität sondern eine universale Realität ist, eine über mich wie über meinen Vater und über den Vater meines Vaters etc. hinausgehende Realität? Hier wird nicht nur das innerhalb der mir zugehörigen Realität entstandene Spielerische zum Zufälligen, sondern die Realität selber, darunter auch mein eigenes Reale zum Zufälligen, also die Tatsache, dass ich X und Y als Eltern habe, dass ich an dem und dem Ort, als das und das Kind geboren bin. Bei der universalen Realität wird alles zu einem spielerischen Zufall!  

Schams-e Tabrizi auf Deutsch (1)

„’Frech hast du mich selber gemacht mit deinen Lippen'. Du bist empfindlich, unsere rauhen Worte kannst du kaum ertragen. Mir ist der Mund voll vom Mehl, springt hinaus. Du fühlst dich beleidigt, wirst schwach. Wenn sie mich beleidigen, werde ich nur stärker und größer. Ich gehe in die Hölle und ins Paradies und auf den Markt ... du bist empfindlich, dorthin kannst du nicht gehen“ (Maqâlât-e Schams-e Tabrizi, Hrsg. von M. Movahed, Teheran 2006, Bd. II, S. 64)

Die ganze Kunst der Liebe besteht in der Kontinuität, in der Fortsetzung des zweisamen Schicksals!