Philosophie als Paradox

Das "Thauma" (Erstaunen) nicht nur als das Ursprungswesen der Philosophie, sondern auch als ihr Paradoxwesen. Das Paradox besteht darin, dass die Philosophie, die von jedem Horizont weiß, selbst im Horizont einer Erstaunenfähigkeit gegeben ist, und sie ist dementsprechend möglich je nachdem, ob dieser Horizont offen oder geschlossen ist. Kaum dann verwunderlich, dass der (moderne) Mensch, der alles weiß, oder denkt, dass er alles weiß und sich dann dank seinem Wissenswahn über nichts staunt, die Philosophie überhaupt nicht mehr braucht und wenn er sich jedoch damit beschäftigt, ist diese Beschäftigung eher zwecks eines Gebrauches als eines Brauchens im Sinne eines sich-von-dem-Thauma-leiten-lassen.

Beamtenewigkeit

Beamtenweltanschauung und die spezifische Ewigkeitskonzeption: Ich bin ewig, da ich verbeamtet bin! 

Heldenleben

Der Held und seine ideale Möglichkeit! Der Held ist der, der wir nicht sind aber wünschen zu sein. Die Heldenmöglichkeit befindet sich am Schnittpunkt des Nicht-Seins und des Sein-Wünschens. Ein Held ist insofern die ideale Seinsergänzung, die in keiner realen Welt möglich ist. Die Realität des Helden widerspricht seiner Seinsweise als die ideale Seinsergänzung. Daher die Angewiesenheit entweder auf den Tod oder auf jedwede Idealisierungsmodi (Film, Erzählung, Geschichte, Erinnerung usw.), wobei die Realität des Helden im Sinne einer hic et nunc leiblichen Realität aufs Schärfste verschanzt bleibt.

Kinematographische Seins-Dialektik!

Zauberisch wie die Zauberei: Der Film ist nicht nur die Verganzheitlichung des Ungänzlichen, des in seinem Wesen Sedimentierten, sagen wir die Verseinheitlichung des Seienden, sondern auch die Verwirklichung des Unwirklichen, die Sichtbarmachung des Unsichtbaren, sagen wir die Verseiendheitlichung des Seins, indem das Sein bzw. das Seinhafte nicht nur durch das Seiende dargestellt wird, sondern als Seiende gesetzt wird, was die Philosophen "Seinssetzung" nennen. Wie macht das das Kino?

Spiel des Unanschaubaren

Das Leben als Ganze, als Reichtum aller Reichtümer, ist reich genug, um nicht darauf angewiesen zu sein, bereichert zu werden. Es wird es jedoch, indem es gezeigt wird! Wie ist das möglich? Nicht dadruch, dass das Zeigen das zum Anschauen bringt, was nicht anzuschauen ist? Nicht, dass das Zeigen ein Zeigen des schlicht Unanschaubaren ist? Und nicht, dass das Zeigen selbst ein Modus des Anschauens ist, wobei sogar das Unanschaubare durch das Zeigen die Gelegenheit hat, sich anzuschauen? Wiederum tief beeindruckt durch das epochale Meisterwerk von Sam Mendes "American Beauty"! 

Unromantischer Romantiker!

Dieses Wache, Nüchterne, Unromantische, das ausgerechnet in einer lyrischen Gedichtform zum Ausdruck kommt! Hier das Einzigartige an dem iranischen Dichter Hafis, wo er sagt: "Reich mir, o Schänke, das Glas, bringe den Gästen es zu, leicht ist die Liebe im Anfang, es folgen aber Schwierigkeiten"!

Doppelter Inhalt


Künstlerisches Schaffen und das nur dem Künstler als Erschaffendem vorbehaltene, in doppelter Weise transzendentale Kunsterlebnis: Wir hören eine Musik und sind von der Musik ergriffen! Wir komponieren eine Musik, spielen sie und sind davon ergriffen! Das ist nicht dasselbe! Der Unterschied ist das anderweitige Erlebnis in diesem doppelten Sinn! Denken wir an Bruckner: « Zum Spielen wird die Symphonie [die 9.] nicht leicht werden. Das Adagio, das d’rinnen vorkommt, soll das schönste sein, das ich geschrieben habe. Mich ergreift es immer, wenn ich es spiele », zitiert nach Göllerich /Auer IV/3, S. 446

Verhängnisvolle Anhang-Figuren!

Edaurd Hanslick als Symbol jener, die zu verfluchten Figuren der Geschichte werden! Er, der den Bruckner so sehr und so systematisch gequält hat, so dass bei ihm zu seinem "Trauma" geworden war, wird bei Nietzsche, obwohl sich die beiden (Nietzsche und Bruckner) allem Anschein nach nicht kannten, folgendermaßen verurteilt: "Auch die Kleinen wollen ein Publikum, aber sie suchen es durch unkünstlerische Mittel, etwa Presse, Hanslick usw." (Nachgelassene Fragmente, 1875, 5 [134])

Tragisches Bewusstsein

Bruckner und das nicht nur musikalisch-kompositorische sondern auch theoretische Bewusstsein der ursprünglichen affektiven Einheit von Freude und Trauer: "Die Polka [der 3. Sinfonie, des 4. Satzes] bedeutet den Humor und Frohsinn in der Welt - der Choral das Traurige, Schmerzliche in ihr", zitiert nach Renate Ulm (Hrsg.): Die Symphonien Bruckners: Entstehung, Deutung, Wirkung, p. 107

Geschlechtsübergreifend!

Die Weiblichkeit und die spezifische Geschlechtstranszendenz: Eine Frau bringt sowohl Frauen als auch Männer zur Welt, während ein Mann weder Männer noch Frauen zur Welt bringen kann!

Tragische Unterschiede

Ein großer tragisch-phänomenologischer Unterschied: Tod als Erlösung und Tod als Rettung! Der erste als der allgemeine Charakter der Befreiung hat kein objektives Korrelat, der zweite schon! Und wieder ein großer Unterschied zwischen Tod als Rettung vor einem singulären bestimmten Gegenstand und Tod als Rettung vor einem kategorialen unbestimmten Gegenstand!

Bruckners Dialektik!

Bruckner und die musikalische Übersetzung von dem mystischen Moto "âsheq-e eshq shodan" (sich in die Liebe verlieben)!

Ewig wie die Ewigkeit!

Jeder Schritt eine Bedeutung, 
Jeder Blick ein Wort, 
Jeder Satz eine Sprache,
Die Semantik des Seins,
Die ewige Frau!

Schwärzer als schwarz!

Die Problematik des transzendentalen Bewusstseins: die schwarze Materie als die unsichtbare in sich ewig kollabierte Materie, der kein Seiendes auch kein Denkendes entkommen kann, entkommt selbst dem Denken nicht, wird zu einem Seienden wie alle anderen, indem sie von dem Denken begrifflich als Materie gedacht wird.

Was ist die Phänomenologie?

Die Phänomenologie ist keine philosophische Begrifflichkeit, sondern eine einzigartige phänomenologische Empfindlichkeit, was ihr nicht nur ihre ganze weltbeschreibende Kraft verschafft, sondern ihr ebenso ihren Fortbestand im Sinne eines offenen Zukunftshorizonts verleiht. Hat man diese Empfindlichkeit nicht, diese gewissermaßen einzigartige phänomenologische Objektivierungsfähigkeit, bleibt man dann in den sich ewig wiederholenden Begrifflichkeiten.

Freiheitspraxis in der Moderne (1)

Der moderne Mensch: der nach einem Vertrag suchende von Verträgen abhängige Mensch! Hier das traurige Schicksal dieses Menschen!

"Tatort" als Tat-Ort!

"Tatort" als eine einzigartige kinematographisch fungierte deutsche Gesellschafts- bzw. Moralinstitution: die implizite Darstellung des Normalen durch die Darstellung der Erscheinungsmannigfaltigkeit des Anormalen, wobei die Einladung zum Normalen über die Verwicklung des Anormalen in einem Extremfall (sehr oft Mordfall) läuft.  

Sein(e) Musik!

Die Musik Bruckners ist keine auf das Seiende eingehende Musik: sie ist eine aus dem Sein herausgeflossene Musik, sie ist der Klang des Seins, sie ist die Seinsmusik!

Schicksal als ontologischer Wert

Das deutsche Sein, das französische Sein, das iranische Sein etc.! Was einem Volk einen ontologischen Wert verschafft und es zur Seinssphäre erhebt, ist nichts anderes als das Schicksalhafte, als das jedem individuellen Werden transzendente und darüber hinausreichende Schicksal!

Trotz-Wunder!

Die, der oder das Wahrheit? Das Verständnis versteht trotz der Falschheit weiter!

An diejenigen, die niemals ankommen!

Zwei Herzen in einer Brust
Zwei Blicke in einem Auge
Und jeder eine Quelle der Ewigkeit:
Das eine die Hoffnung, das andere die Furcht!
Der Weg aber nur der eine:

Von dem Dunklen zum Hellen!

Ach das Morgenrot! 

Eine Weile vor dem Ewigen

Auf dem Tempel meines Geheimnisses steht nur ein Satz:

„Das Leben ist nichts anderes als der Tod“

Möge aber, dass deiner blind ist,

Dass er dein Boot mit einem anderen verwechselt!

Was wäre aber mein Trost, 

Wenn du in jedem Boot bist?

Wurzel des Radikalen!


Alles Schöpferische ist weit entfernt davon, radikal zu sein! Nur alles Zerstörerische ist radikal! Warum ist das so? Nicht, weil alles Schöpferische zum normalen Verlauf der Natur gehört, zu ihrem Wesen sozusagen, und sich insofern, obwohl die Natur selbst zerstörerisch ist, von der Natur nicht abhebt? Ist das nicht so, dass nur das Naturwidrige, das Sich von der Natur Abhebende, das sich von der Natur abheben Könnende als radikal erscheint, da es überhaupt diese Kraft hat?    

Die eine Welt!

Die regionale Ontologie und das Problem der Vereinheitlichung von radikal unterschiedlichen Seinsregionen: wie ist die Koexistenz von Bruckners Musik, Tangopartys in Paris, scheußlichen iranischen Mullahs, syrisch-irakisch-afghanischen Attentaten, Putin-Netanyahus menschenfeindlicher Politik, dem absichtlichen Absturz eines Flugzeuges mit hundert fünfzig ahnungslosen, auf eine baldige Ankunft hoffenden Passagieren usw. usf. in einer einzigen Welt möglich?

Specificum nostra mundi

Das Spezifische unserer Zeit: der Alptraum tut sich auf, bevor wir schlafen gehen!

Die ganze Kunst der Liebe besteht in der Kontinuität, in der Fortsetzung des zweisamen Schicksals!