Mehr oder minder

Der Kapitalismus verfolgt seine Vormachtstellung nicht nur durch eine programmatische Apolitisierung des Menschen oder die ständige Herstellung neuer Bedürfnisse für ihn, sondern auch durch die Neudefinition bzw. -bestimmung seiner Identität. Der Mensch soll und kann sich nicht mehr durch die Religions- und Klassenzugehörigkeit definieren, sondern durch seine Eigenschaftszugehörigkeit (Sexuelle Orientierung, Krankheit, Karriere, Interesse, Hobby, Freizeit etc.). Dabei hat man nicht mehr mit Mehrheitsmassen zu tun, sondern eher mit Minderheitsmassen, die sich aufgrund ihrer Zugehörigkeitsmannigfaltigkeit weder verstehen noch zu einem Veränderungszweck einigen können.

Prostitution als Weltmetapher

Die Prostituierte als Symbol der Welt: Attraktiv, verführerisch, offen, untreu und grausam. Das kommt häufig in der iranischen Literatur vor (Hafis: "Hoffe nicht, dass ihr Versprechen/Dir die Welt, die falsche, halte:/Eine Braut von tausend Freiern/Ist sie, diese schöne Alte), wird aber in der Neuzeit nur von einigen u. a. von Fassbinder als solche ernstgenommen.

Die ganze Kunst der Liebe besteht in der Kontinuität, in der Fortsetzung des zweisamen Schicksals!