Der Gegensatz der Moderne: Die Regulierung von allem auch vom Denken. Apriori ist vorauszusagen, dass man mit der Regulierung des Denkens dies wohl vereinfacht, indem man es aber zu einer Impotenz bringt.

 Wir sind nicht bloß das, was wir sind. Wir sind auch das, was wir nicht sind!

Orientalisierung Deutschlands (II): Man bestimmt Eifersucht als Mordmotiv vieler deutschen Kriminalfilme und vergisst dabei, der moderne Mensch agiert im Rahmen seiner Weltvernunft nicht einmal aus Wut heraus, geschweige dass er jemanden aus Eifersucht tötet!

Die Gerechtigkeit als Ästhetik der Macht: Die Macht ist nur dann schön, wenn sie mit Gerechtigkeit betrieben wird, sonst ist sie nichts anderes als "Cäsarenwahnsinn", als Leidquelle der Menschheit.  

Die erfolgreiche Handlungsweise jedes Totalitarismus: Die Entbanalisierung des Banalen, die Entselbstverständlichung des Selbstverständlichen (in erster Linie der Freiheit), um aus dem Banalen, aus dem Selbstverständlichen einen radikalen Akt zu erschaffen, worum man nun kämpfen und für wessen Setzung man seine ganze Kraft verlieren muss, damit keine Kraft mehr übrig bleibt, um den Totalitarismus selbst zu bekämpfen.

Der Horrorfilm als Verspottung der Angst durch die Angst, als Realisierung der Furcht durch deren Vortäuschung, durch deren Idealisierung. Die Produktion des Horrorfilms bedeutet nichts anderes als die Vollendung der abendländischen Zivilisation, als das Werk des Menschen, der nicht nur keine Angst mehr hat, sondern sie unterhaltungshalber fingiert. 

Im Zusammenhang mit meiner Berufsontologie: Das Sekretärendasein als enttäuschtes Dasein und die Enttäuschung durch ein spielerisches Rauslassen an Kunden ausdrückendes Dasein. 
"Ich habe keine Motivation mehr, weiterzumachen. Das mache ich aus Zwang. Wo immer diese Geschichte zu Ende geht, bin ich zufrieden. Das Leben ist in Erscheinung getreten. Seine Bitternisse sind in Erscheinung getreten. Es hat sich entschleiert. Es gibt keinen Grund mehr, weiterzumachen. Für einen entwaffneten Menschen wie mich, für einen Verlierer wie mich in dieser Welt, der nichts mehr zu tun hat als zu sitzen und all diesem Dreck zuzusehen, indem du nichts tun kannst - du schämst dich, dich vor dem Spiegel anzuschauen und dir zu denken, ich schreibe eine Melodie. Wozu überhaupt, eine Melodie zu schreiben? Wer bin ich überhaupt?", Mohsen Namjoo im Interview mit MBC Persia
"Abolhasan Kharaghani war eines Nachts beten. Im Gebet kam eine Stimme: 'Abolhasan, willst du, dass ich dem Volk alles verrate, was ich von dir weiß, damit sie dich steinigen?', sagt die Stimme. 'O Gott, erwidert Abolhasan, willst du, dass ich dem Volk alles verrate, was ich von deiner Großzügigkeit sehe und von deiner Barmherzigkeit weiß, damit sie nie wieder zu dir beten?'. 'Weder du noch ich', antwortet die Stimme", Fariduddin Attar-e Neyschaburi, Tadhkirat al-Auliya, Hrsg. von M. Shafiee Kadkani, Bd. 1, S. 728, Übersetzung aus dem Persischen von M.P. Tochahi

Der Iraner als der die ganze alte Welt Prägende und die Prägung Regierende kann immer noch nicht wahrhaben, man hat die neue Welt erschaffen, ohne ihn dabei gefragt zu haben. Er ist unfähig unbeteiligt zu sein und durch seinen Schöpfungswillen gehemmt, zuzuschauen.

Ein bescheidener Mann, der selbstvergessen tanzt, begeistert eine Frau mehr als ein Mann, der sehr viel weiß.

"Auf allem könnte man schreiben bis auf dem Wasser. Gehst du am Meer vorbei, schreibe auf dem Wasser mit deinem eigenen Blut, bis jener, der nach dir am Meer vorbeigeht, weiß: Verliebte, Verbrannte und Betrunkene sind vorbeigegangen", Fariduddin Attar Neyschaburi, Tadhkirat al-Auliya, Kapitel über Abu al-Hassan al-Kharaqani, Hrsg. von M. Shafiee Kadkani, Bd. 1, S. 757, Übersetzung aus dem Persischen von M. P. Tochahi 

Und warum ist das Böse intelligent und das Gute naiv?

Was ist das Böse? Das Böse ist jene Überzeugung oder jene Schein-Überzeugung, an deren leidzufügenden Waltungs- und Aktionsweise keine Wahrheit ändert.

Im Zusammenhang mit meiner Idee einer Berufsontologie: Der Berufstätige lässt die Zeit auf zweierlei Weise schneller vergehen: Als Selbständiger durch die Verwicklung bzw. Auflösung in der Jeden-Tag-Arbeit und die Nivellierung der Zeitempfindlichkeit in der Befolgung des täglichen Arbeitszwanges und als Angestellter dadurch, dass man jeden Monat auf dessen Ende wartet, bis das Gehalt auf dem Konto eintrifft!

In einer Welt, in der die Philosophie ver- und missachtet wird und der Philosoph das Risiko eingeht, ein ganzes Leben in Not zu verbringen, ist der Philosoph jene Erinnerung, wonach der verliebte Mensch noch aussieht.

Die Erektion des Philosophen und die Evidenz der sexuellen Erregung: Der Philosoph stellt alles Evidente in Frage bis auf seine eigene Erektion, bis auf die Erektion als solche, woher alles Leben herkommt.

Zu einer absoluten Evidenz wird alles, was eine ungeheure Masse und Wirkung hat: Wasser, Luft, Feuer, Erde und der Philosoph. Und als Evidenz werden sie nur dann vermisst, wenn sie nicht mehr da sind.

Das Leben als etwas. Und dieses Etwas als Kampf. Und dieser Kampf um nichts. Der Lebende als Kämpfende, als dieser etwas um nichts Tragende, als jener trotz aller Absurdität den Kampf weiterführen Müssende.

Außerhalb der philosophischen Betrachtung ist die Welt ein bloßes, vermeintliches und evidentes Aggregat. Erst in der Philosophie hat die Welt eine wahre zusammenhängende Erscheinung. Die wahre Erscheinung der Welt in der Philosophie bedeutet nichts anderes als die Erscheinung des wahren Seins der Welt in einem philosophischen So-sein infolge einer totalen Überschneidung. Diese spezifische eklipsenähnliche Wahrwerdung der Welt im Anschluss an ein integrales Deckungsverhältnis des Seins der Welt und des philosophischen So-seins bedeutet nicht nur, dass die Philosophie eine Wahrheitsstätte ist, sondern auch dass sie eine Schönheitsstätte ist, dass sie schön ist. 

Für den reinen Zuschauer, der ein Philosoph ist, hat jede Aktion eine politische Bedeutung (und politisch im weitesten Sinne einer declaratio), außer vielleicht einer einzigen: Tanzen!

Einem Philosophen kann man vieles nehmen oder vielmehr ihm vieles verweigern: Arbeit, Geld, Zukunft. Eins bleibt aber ihm und nur ihm vorbehalten: Die Stolz, mit dem Wichtigsten dieser Welt befasst zu sein, d.i. mit der Welt selbst!

Wenn etwas gesagt wird und es ist an sich richtig, es ist nicht mehr von Belang, ob es richtig verstanden wird. Es ist von Belang, dass es überhaupt gesagt worden ist! 

Orientalisierung Deutschlands! Wie kann man in einem liberalen und friedlichen Land so viele Kriminalfilme drehen und jeweils für jeden ein plausibles Mordmotiv finden, wenn nicht durch die Orientalisierung des Filmlandes und die Darstellung des mörderischen Handlungsverlaufs nach einem quasi orientalischen Mordmotiv?  

C'est la vie! Jede Sprache verfügt über ein Inventar an Ausdrücksmöglichkeiten der schönsten Gedanken, die niemals durch die Naturalisierung in der Alltagssprache banalisiert werden dürfen, sonst würde es keinen Sinn machen, auf dieser Sprache zu denken bzw. zu dichten. Tut man es dennoch, muss man dann nach unerschöpften Ausdrücken suchen, was alles nur noch formal und unerprießlich macht. Dafür ist das Französisch das vornehmste Beispiel.

Die Welt und die dichterische Unendlichkeit: Wenn das Wesen des Dichtens nichts anderes ist als die Metapher und wenn die Metapher selbst nichts anderes ist als der Gedanke der freiwilligen und nach gewissen jeweils vom jeweiligen Dichter bestimmten dichterischen Gesetzmäßigkeiten gestalteten Zuschreibung einer beliebigen Sprachform an einen beliebigen Gegenstand, kann man dann rein mathematisch betrachtet behaupten, dass die Dichtung der Welt im Sinne des dichterischen Ausdrucks derer in der Dichtung nie erschöpft werden kann.

Freiheitsevidenz und apriorisches Freiheitsevidenzbewusstsein: Auch wenn man zweihundert Jahre in einem Käfig lebt und so ein Leben dabei aufgrund der Wiederholung des So-lebens zur Evidenz wird, wird man nach zweihundert Jahren immer noch imstande sein, an die Freiheit zu denken und sich frei vorzustellen. Dieses Bewusstsein ist apriorisch, dessen Einfall aber kontingent. Daher auch die Einmaligkeit jedes Kampfes um die Freiheit.

Die fliegende Vernunft oder was kann die Vernunft, welche dem Käfig der Evidenz entkommen ist, wieder einfangen?

Deine Trauernden,
Schweigen heute alle,
Denn die Frechheitsmunde,
Schreien heute alle,
Du bist es würdig,
Um dich, 
Still zu trauern,
Denn von Bestien beängstigt sind alle,
Hilfe vor diesem hypokritischen Volk, 
In dieser scheinheiligen Stadt,
Denn Weindealer abends, 
Und Moralpolizisten sind morgens alle,
Was tat mit dem Garten dieses neurotische Fieber,
Denn die Turteltauben in jeder Ecke,
Streifen wieder umher alle,
O du jeder Tropfen, 
Regne vom Horizont jeder Wolke,
Denn Gärten und Wiesen,
Hören auf deinen Gesang alle,
Obschon die Bars geschlossen und die Freunde heute,
Die Zunge im Zaum halten, 
Und vor Schreien schweigen alle,
Ich schwöre auf deine Treue,
Alle leidenden Freigeister auf deinen Namen,
Und auf deine Erinnerung,
Trinken sie morgen alle!

Mohamadreza Shafiee-Kadkani, Hesāreh-ye dowom-e āhu-ye kuhi, S. 140, Übersetzung aus dem Persischen von M. P. Tochahi

Das weibliche Dasein als Totalitätsproblematik: Die Frau als die beiden Geschlechter Gebärende ist der Ausdruck eines menschlichen Ganzen, der Ursprung eines leiblichen Seins!

Bis wir wissen, wer ein Philosoph ist: Wer ist nochmal ein Philosoph? Philosoph ist jener beim Anschauen der Welt kalte und gefühllose Mensch, der jedoch imstande ist, die ganze Menschheit mit seinen Gedanken ewig aufzuwärmen!

Die mediale Stiftung unserer Lebensweise. Wir sind nicht nur das, was wir sind. Wir sind auch das, was wir medial erhalten (2): Ich verfolge die Nachrichten und sehe, wie Trump-Lumpen das US-amerikanische Kapitol gestürmt haben. Ein Fernsehkorrespondent behauptet, die Demokratie sei in Gefahr. Ich höre in Nachrichten, wie die Rechtsradikalen überall in Europa auf dem Vormarsch sind. Ein Kommentator behauptet, sie können gefährliche Gesetze verabschieden, nachdem deren Vertreter ins Parlament hineingeschlichen sind. Ich lese eine Zeitung und merke, wie ein Journalist durch gewisse Zahlen und Statistiken, die mir so gut wie gar keine Bedeutung haben, behauptet, das skrupellose China überhole die USA und werde bald zur Wirtschaftsmacht Nummer 1. Diese Behauptungen werden zu Überzeugungen, wenn ich bemerke, dass sie nicht nur von einem einzigen Medium, sondern von sehr vielen unter ihnen gleicherweise wiederholt werden. Die Wiederholung einer Behauptung, d. i. die Repetition eines vermuteten So-seins durch uneingeschränkte und scheinbar verbindungslose Anzahl des Vermutungsagenten erschafft ein eigenständiges Sein, eine zweifellose Konstante. Was die Motivation ist, die Zukunft düster darzustellen und Menschen in einem dauerhaften Angstzustand zu behalten; Wie und durch welche Mechanismen Journalisten aus unterschiedlichen Medien harmonisch ein Thema bearbeiten und woher die Ideen, die ursprünglich in der journalistischen Arbeit überhastete, unreflektierte und durch die emotionale Peripherie des Ereignisses bestimmte Deutungen der Welterfahrung sind, kommen, sind medientheoretische Fragen, die mich gerade nicht interessieren, obgleich sie auch tiefgründige philosophische Aspekte aufweisen können. Mich interessiert der Aufbauvorgang des modalen So-seins in einem infinitiven Sein, so dass ich das So-sein für das Sein halte und es nicht mehr hinterfragen kann. Ich denke über den Sturm auf das amerikanische Kapitol nach, über die Entwicklung des Rechtsextremismus in Europa oder über die wirtschaftliche Weltmacht Chinas. Ich bin aufgrund der angedeuteten thematischen Wiederholung desgleichen durch eine mediale Mannigfaltigkeit von seiner mir übermittelten Bedeutung überzeugt, erzähle es genauso weiter oder baue auf ihm kategorial weitere Gedanken auf, als wäre es mein eigener Gedanke. Ich „checke“ gar nicht mehr z.B., dass die westliche Demokratie mit der amerikanischen Führung in der Tat wie ein Wolkenkratzer ist, bei dem alle diesen Vorkommnisse nichts anderes bedeuten, als würde man ein kleines Loch in seine Wand bohren!

Die florale Vernunft - Ein Philosoph ist nur dann am Ziel seiner Denkkarriere, auf dem Höhepunkt eines menschlichen Schaffens überhaupt, wenn er sich selbst liest und einsieht, wie "genial" nicht mehr eigentlich ausreicht, um das Denkgeschehene zu beschreiben, und er weiß zugleich, dieses eine Bewusstsein als das höchstmögliche Bewusstsein hat nichts mit einer Selbstzufriedenheit zu tun!

Der Vogel,

Der nicht weiß,

Was die Freiheit ist,

Bekommt eine Erkältung,

Wenn die Tür seines Käfigs auf ist,

Und der Vogel, 

Der auf einem hohen Turm sitzt,

Singt dunkler,

Je heller er sieht,

Wenn er weiß,

Der Vogel ist nur fünf bloße Buchstaben,

Die manchmal,

Nur manchmal,

Aus dem Munde des Himmels herausfliegen!


Leila Kordbatscheh, Harfi bozorgtar az dahân-e panjareh, S. 23, Übersetzung aus dem Persischen von M.P. Tochahi

Die ganze Kunst der Liebe besteht in der Kontinuität, in der Fortsetzung des zweisamen Schicksals!