"Wenn in tiefer Winternacht ein wilder Schneesturm mit seinen Stößen um die Hütte rast und alles verhängt und verhüllt, dann ist die hohe Zeit der Philosophie. Ihr Fragen muß dann einfach und wesentlich werden", Heidegger, GA 13 (Aus der Erfahrung des Denkens), S. 10. Der Philosoph als Vorreiter, als Seinsantizipator, der nichts nachgeht und dessen Fragen immer einfach und wesentlich ist. Wenn die Philosophie nach Platon sterben lernen heißt, ist dann diese von dem Tod bzw. von der im Weltkollektivum herrschenden Todesangst bestimmte sentimentale Haltung des Philosophen in der Coronakrise, alle diese konditionalen Aufforderungen zu einer besseren Menschheit allzu sehr einfältig, verspätet und naiv. Zum einen scheint so, dass sich der moderne westliche Philosoph niemals für eine Epidemie oder andere Naturkatastrophe welcher Art auch immer und für eine Änderungsnotwendigkeit der Menschheit als solchen interessiert hätte, solange er selber davon in dem Ausmaß nicht betroffen gewesen wäre. Im genetischen Bewusstsein des westlichen Menschen insbesondere des Europäers ist der Glaube an und die Stolz auf die durch die Technik erreichte Naturbeherrschung so tief verankert, dass der "Tod" für ihn, insbesondere solch ein durch die Natur verursachter billiger Tod, wie der iranische Volksmunde besagt, "bloß für den Nachbarn ist". Zum anderen ist dem Coronavirus gelungen, durch seine epidemische Weltexpansion nicht nur aus sich, aus dieser Art des ausnahmefremden Todes und aus dessen Konzequenzen ein Totalitätsproblem und somit ein philosophisch vorrangiges Thema herauszuerschaffen, sondern auch alles Primoridale darunter den Tod als menschheitsübergreifende und alle zivilisatorischen Errungenschaften banalisierende Sphäre aufs Schärfste zu zeigen, so dass auch der Philosoph seine deskriptive Aufgabe beiseite lässt und plötzlich vergisst, dass der Mensch eine Spezies ist, deren Variationsmöglichkeiten nur in einem bestimmten immanenten Rahmen gegeben sind. Die einer bestimmten Kondition entsprechende Aufforderung zu einer besseren Menschheit ist hierzu fehl am Platz, nicht weil sie als Gedanke verwerflich ist, sondern dass sie nicht ausgerechnet nach dem "Schneestrum", sondern eher vor ihm als Grundprinzip des Philosophen - und der Philosoph als dieser per definitionem Liebende der Wahrheit und des Guten - stetig erinnert und wiederholt werden muss.   

Die ganze Kunst der Liebe besteht in der Kontinuität, in der Fortsetzung des zweisamen Schicksals!