Für einen freien Menschen kann die deutsche Gesellschaft genauso gefährlich sein wie die iranische: da in beiden Gesellschaften ein sehr ursprüngliches Nomadentum und eine starke Tradition kollektiven Handelns verwurzelt in einer fundamentalen religiösen Weltangst als Kern des individuellen Agierens walten, die sich durch die Geschichte und durch jedes ihres entscheidenden individuellen Werkes zivilisatorischer Natur (und das wird umso gefährlicher) durchgezogen haben und das Individuum in jedem Moment nicht nur als eine entmündigte Hülle bestimmen, sondern die kollektive Handlung um des Kollektivums willen so beeinflußen und leiten, dass dieses dem Individuum im Falle eines Andersseins (und mit dem Anderssein meine ich keine ideologische Zugehörigkeit zu gegebenen bekannten Subkulturen, sondern eine radikale verneinende Unpassendheit im Sinne einer unerkennbaren Zuordenbarkeit) bedrohlich entgegenkommt und es in unterschiedlicher Form (Boykott, Aggression, Gewalt, Mord) bestraft. Die Frage ist nun, wie das individuelle zivilisatorische Werk im Sinne der künstlerisch-philosophisch-wissenschaftlichen Errungenschaft trotz dieses gefährlichen Nomadentums und der Tradition kollektiven Handelns überhaupt in dem Ausmaß möglich war.

Die ganze Kunst der Liebe besteht in der Kontinuität, in der Fortsetzung des zweisamen Schicksals!