Ein Armer versteht reiche Lebensverhältnisse, ein Reicher versteht hingegen arme Lebensverhältnisse nicht! Warum? Nicht, weil die Vernunft die Negation über ihre formallogische Betätigung hinaus und in ihrem spezifischen phänomenologischen Konkretum nicht denken kann, vom Nicht-Haben aus also das Haben zu denken möglich, vom Haben aus aber das Nicht-Haben zu denken eher unmöglich ist? Oder ich täusche mich: arme Lebensverhältnisse lassen sich nur vor reichen Lebensverhältnissen als Negation begreifen, sind sie aber an sich etwas und als etwas sind sie als gar keine Negation zu verstehen? Oder vielleicht begehe ich eine petitio principii und die Behauptung eines einseitigen Verständnisses erweist sich von vornherein als falsch, da Arme und Reiche zwei völlig unterschiedliche Welten sind, die sich nicht verstehen, die nur das Universale als Mindestgarant der Existenz miteinander teilen und deren mögliche Verbindung lediglich über die Zuneigung des einen und die Gleichgültigkeit (im besten Fall und in neuzeitlicher Form: die Solidarität) des anderen geht?